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Hausbesuch bei der Familie Otieno in Lwala Village

Aus der Reihe „Wie Nyota-Patenkinder den Lockdown erleben“

Schon Mitte März wurden in Kenia als eine der Maβnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus alle Schulen geschlossen. Dies betrifft auch die Kinder der Nyota-Kindertagesstätte sowie die Schüler der Primary und Secondary School in Lwala und verschärft deren ohnehin durch die Hungersnot sehr prekäre Situation. In unserer Reihe „Wie Nyota-Patenkinder den Lockdown erleben“ berichten wir Ihnen von den Lebensumständen der Kinder in der aktuellen Notlage sowie den damit einhergehenden Sorgen und Wünschen. Diesmal besuchen wir die Familie von Ammed Otieno.

Auch Kenia leidet unter dem Coronavirus (aktuelle Zahlen hier) und dessen Folgen. Zudem spitzt sich die Situation der Bevölkerung durch die Maßnahmen der Regierung, die sie eigentlich schützen sollen, dramatisch zu – vor allem Hunger breitet sich rasant aus. Durch Unwetter und die Heuschreckenplage fällt die Ernte dieses Jahr ohnehin gering aus. Doch nun können die Lebensmittel aufgrund der Auflösung der Märkte und des Zusammenbruchs von Lieferketten nicht anderweitig aufgestockt werden. Die Schließung aller Schulen im März stellt die Familien vor weitere große Probleme: Primär kommt es zu Einbußen bei der Bildung der Kinder, doch fällt mit dem Schulbesuch auch eine wertvolle Mahlzeit am Tag und auch die sonst regelmäßigen Gesundheitschecks können nur noch in unregelmäßigen Abständen durchgeführt werden.

Um die Notlage abzumildern, besuchen unsere Nyota-Teams täglich die Familien der Patenkinder. Es ist uns ein besonderes Anliegen, in Kontakt mit den Kindern zu bleiben, ihre Lebensumstände, Hoffnungen und Ängste zu kennen und ihnen zu zeigen, dass Nyota sie weiterhin unterstützt. Des Weiteren nutzen wir diese Besuche, um Nahrungsmittel-Pakete an die Familien zu verteilen und sie über aktuellen Entwicklungen und Hygienemaßnahmen zu informieren.

Das Nyota Team besucht den Schuljungen und Halbwaisen Ammed Otieno zuhause

Dieses Mal statten wir der Familie von Ammed Otieno einen Besuch ab. Ammed ist 11 Jahre alt und besucht die 5. Klasse der Lwala Primary School. Er lebt mit seinen zwei älteren Geschwistern bei seiner Stiefmutter Mercy Awuor Otieno und seinem Vater. Da der Vater an Sichelzellenanämie leidet, ist sein Gesundheitszustand schlecht und die Versorgung der Familie lastet allein auf Mercy. Den Lebensunterhalt bezieht die Familie aus dem Anbau von Mais auf ihrer kleinen Farm. Im letzten Jahr reichte dieser zur Ernährung der Familie aus und ergab sogar einen Überschuss, der auf dem Markt gegen andere Lebensmittel und Kleidung getauscht werden konnte.

Das eigene Feld nutzt die Familie zum Maisanbau – primär zur Selbstversorgung.

Als wir für unseren Besuch eintreffen, finden wir die Familie auf dem Feld bei der Maisernte vor. Ammed, der mit dem Schälen des Maises beschäftigt ist, begrüßt uns herzlich und zeigt uns das Maisfeld. Er erzählt uns davon, wie sehr er die Schule vermisst. Zwar erhält Ammed, wie alle Schüler der Primary und Secondary Schools, Lernmaterialien und Hausaufgaben zum Homeschooling, dennoch fürchtet er, die 5. Klasse im nächsten Jahr wiederholen zu müssen.

Der 11-jährige Ammed Otieno hilft seiner Stiefmutter bei der Feldarbeit.

Mutter Mercy berichtet uns von der diesjährigen Ernte: Normalerweise würde zur jetzigen Zeit genügend Mais geerntet werden, um die Familie für einige Wochen zu versorgen. Doch dieses Jahr kann die Familie nur etwa die Hälfte des üblichen Ertrages ernten – Grund dafür ist der Hagel, der Anfang des Jahres große Teile der Pflanzen zerstörte. Auch kann der wenige vorhandene Mais nicht wie gewohnt gegen weitere lebensnotwendige Güter getauscht werden, da die Märkte aufgrund der Pandemie geschlossen sind. Ihre große Sorge ist deutlich: Mit der diesjährigen Maisernte ist es nicht möglich, die Familie zu ernähren. Was am dringendsten benötigt wird, sind daher Nahrungsmittel. Die von uns mitgebrachten Rationen werden dankend entgegen genommen – sie werden die Familie über die nächsten Wochen bringen und bieten so eine wichtige Erleichterung während der Pandemie.

Der Familie bleibt in der aktuellen Lebenslage die Hoffnung: Mercy glaubt daran, dass diese besonders harten Zeiten bald vorüber sein werden und die Menschen ihr normales Leben weiterführen können. Auch Ammed hofft, dass die Situation bald besser wird und er wieder wie gewohnt zur Schule gehen kann.

Nyota helfen zu helfen – Durch Spenden können wir die Notversorgung für Familien und Kinder in Lwala aufrechterhalten

Text: Marie Lechler; Fotos: Valentine Achieng, Nyota e.V. Kenya