Ein leichtes Aufatmen in Kenia
Im Februar kehrt bei Nyota wieder ein wenig Normalität zurück
Die Situation entspannt sich: Aufgrund der wieder gesunkenen Corona-Fallzahlen konnten in Kenia einige strikte Schutzmaßnahmen, wie etwa die Schließung der Schulen, wieder gelockert werden. Auch in der Region Lwala normalisiert sich das Leben und die Nyota-Kindertagesstätte ist wieder voll in Betrieb. Während die Menschen zunächst wieder aufatmen, herrscht im Land aber weiterhin eine medizinische Notlage.
Corona und die Situation bei Nyota in Kenia
Die Hoffnungen für ein besseres Jahr 2021, welche die von Nyota e.V. betreuten Kinder und ihre Familien während der Hausbesuche letztes Jahr immer wieder äußerten, scheinen sich bislang zu erfüllen: Mit einem Abfall der Infektionsrate und der Rückkehr der Kinder zur Schule und Kita stehen die Zeichen nach einem Jahr Corona gut für Verbesserungen. Während in Kenia insgesamt durchschnittlich 154 Neuinfektionen und unter 5 Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 pro Tag (7-Tage-Durchschnitt, Stand 12. Februar) gemeldet werden, gibt es aktuell weder in Lwala noch in der näheren Umgebung Neu-Infektionen mit dem Coronavirus.
Infolgedessen konnten nun auch einige der strengen Schutzmaßnahmen gelockert werden. So sind unter verstärkten Hygieneschutzmaßnahmen seit dem 4. Januar die Schulen für alle Klassen wieder geöffnet. Auch sind Märkte zum Kaufen und Verkaufen wieder erlaubt – auch dies unter Vorsichtsmaßnahmen. Dazu gehört das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in allen öffentlichen Bereichen, in denen kein Abstand eingehalten werden kann. Auch alle Geschäfte, Bars und Restaurants sowie Freizeiteinrichtungen dürfen öffnen, soweit ein Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann. Weiterhin verboten sind Großveranstaltungen und auch die nächtliche Ausgangssperre von 22:00 bis 4:00 Uhr bleibt vorerst bis zum 12. März bestehen. Nach der Zeit des strikten Lockdowns erleichtern all diese Lockerungen die Bevölkerung und stimmen sie hoffnungsvoll auf die langsame Rückkehr der Normalität.
Das Nyota-Team bei der Maisernte und Feldarbeit – für eine gesicherte Nahrungsmittelversorgung der Kinder der Nyota-Tagesstätte
Die Nyota-Kindertagesstätte ist wieder aktiv
Am 12. Januar konnte auch die Nyota-Tagesstätte wieder öffnen – alle Mitarbeiter und die 36 Kinder kehrten in den Regelbetrieb zurück. Anfangs ergaben sich durch die lange Phase des Homeschoolings einige Anlaufschwierigkeiten: von Konzentrationsproblemen bei den Kindern, die nun an mehr Spielzeit und weniger Stillsitzen gewöhnt sind, bis hin zu grummelnden Mägen und Verdauungsbeschwerden bei der Umstellung auf die gesündere und ausgewogenere Ernährung in der Nyota Kita. Doch durch die erfahrenen Betreuer, Unterrichtspausen voller körperlicher Aktivität und den Einsatz der verdauungsberuhigenden Moringa-Pflanze waren die Kinder schnell wieder an Konzentration und Spaß im Klassenzimmer sowie an den gesunden Ernährungsplan gewöhnt. Durch eine Anpassung der Lehrpläne soll auch der während der Schließung im Dezember vergessene Lernstoff wieder nachgeholt werden.
Volle Konzentration im lang ersehnten Unterricht
Aktivitäten in der Nyota Kita
Die Wiedereröffnung der Kita haben wir zum Anlass genommen, innerhalb des Zentrums einige Aufgaben umzustrukturieren, um das Potenzial jedes Mitarbeiters optimal fördern zu können. Den Januar haben wir ebenfalls genutzt, um Geburtsurkunden für die Nyota-Kita Kinder erstellen zu lassen und die Daten zu registrieren. Dieser bürokratische Prozess, der viel Aufmerksamkeit und Kontrollen bedarf, verlief erfolgreich. Im nächsten Schritt wird das Prozedere nun für die Nyota-gesponsorten Primary-Schüler wiederholt.
Körperliche Aktivität und viel Trinken gehört in den Unterrichtspausen dazu
Die medizinische Lage bleibt angespannt
Mit dem aktuellen Abflauen der Corona-Pandemie in Kenia hat sich der medizinische Notstand aber keinesfalls beruhigt – das chronisch überlastete Gesundheitssystem Kenias, in dem es ohnehin häufig zu Engpässen und mangelnder medizinischer Versorgung kommt, wurde durch die Pandemie hart getroffen. Experten befürchten vor allem die Auswirkungen auf die Malaria-Prävention: Mit Schätzungen zufolge jährlich 3,5 Millionen Fällen und 13.300 Todesfällen in Kenia (Stand 2018) stellte die Malaria-Erkrankung die Gesundheitsdienste schon vor COVID-19 auf die Zerreißprobe. Nachdem nun die zur Malaria-Bekämpfung nötigen Ressourcen zur Bewältigung der Pandemie eingesetzt wurden, geht die WHO davon aus, dass es dieses Jahr weltweit zu 20.000 bis 100.000 zusätzlichen Todesfällen durch Malaria kommen wird.
Auch die Mangel- und Unterernährung und ihre Folgen – erhöhtes Risiko für schwere Infektionen wie Sepsis, Meningitis, Masern und Tuberkulose sowie ein höheres Sterblichkeitsrisiko – wurden durch die Corona-Krise deutlich verschärft. Bereits vor der Pandemie führten Heuschreckenplagen und Extrem-Wetter zu Versorgungsengpässen und Nahrungsmittelknappheit. So bezifferten Studien den Anteil der kleinwüchsigen Kinder in Nairobis Slums auf über 25%, weitere 20% waren ausgezehrt oder unterernährt. Die WHO warnt vor diesem Hintergrund vor den Konsequenzen der momentan aufgrund von Bewegungseinschränkungen weiterhin abnehmenden Ernährungssicherheit.
Landesweiter Streik des Pflegepersonals
Zwar hat sich die Corona-Infektionslage gebessert, doch die Pandemie hat den medizinischen Fachkräften im letzten Jahr Höchstleistungen in Sachen Expertise und Arbeitseinsatz abverlangt. Im Gegenzug fordert das Pflegepersonal nun Gehaltserhöhungen von der Regierung – sowie ausreichend Schutzausrüstung und Risikozulagen. Da die Regierung sich zögerlich zeigt, diesen Forderungen nachzukommen, befindet sich das Pflegepersonal nun landesweit im Streik. Dies wirkt sich auch in der Region Lwala aus: Die nächstliegende Krankenstation sowie die Apotheke in Lwala sind aktuell nicht in Betrieb. Glücklicherweise hat sich die leitende Krankenschwester, Schwester Joy, bereit erklärt, die wöchentlichen Kontrollbesuche der Kita fortzuführen. Hierbei konnten medizinische Auffälligkeiten, die nach der der Zeit der Schulschließung bei einzelnen Kindern beobachtet wurden – wie besondere Trägheit und Appetitlosigkeit – untersucht werden. Außerdem konnten bei einem Kita-Kind, das unter Sichelzellenanämie leidet, durch einen Wechsel zum lokalen Arzt deutliche Besserungen im allgemeinen Gesundheitszustand bewirkt werden.
Der wöchentliche Gesundheits-Checkup durch Schwester Joy
Doch ein weiteres großes Problem stellt die Versorgung mit Medikamenten dar: Durch Lieferengpässe herrscht ein starker Mangel an nötigen Arzneimitteln in den Apotheken. Dies betrifft neben dem Betrieb des Krankenhauses auch die Nyota-Kindertagesstätte, wenn nicht mehr alle für die Behandlung der Kinder notwenigen Medikamente zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund setzt sich Nyota aktuell für eine Beschaffung der nötigen Arzneimittel ein.
Sie können uns helfen! – Durch eine Spende oder Patenschaft können Sie die Familien und Kinder in Lwala in dieser schwierigen Zeit unterstützen.
Spenden speziell zur Unterstützung in der medizinischen Notlage können unter dem Verwendungszweck „medizinische Hilfe“ getätigt werden.
Text: Marie Lechler
Referenzen:
Gov.uk Foreign travel advice – Kenya. https://www.gov.uk/foreign-travel-advice/kenya/coronavirus (letzter Zugriff: 13.02.2021).
U.S. Embassy in Kenya. COVID-19 information. https://ke.usembassy.gov/covid-19-information/ (letzter Zugriff: 13.02.2021).
Worldometers.info. Kenya Coronavirus. https://www.worldometers.info/coronavirus/country/kenya/ (letzter Zugriff: 13.02.2021).
World Health Organization. Malaria country profile. https://www.who.int/malaria/publications/country-profiles/profile_ken_en.pdf (letzter Zugriff: 13.02.2021).
DeVita MV et al. Malnutrition, morbidity and infection in the informal settlements of Nairobi, Kenya: an epidemiological study. Ital J Pediatr 2019; 45: 12.
allAfrika. Kenya: Coronavirus Worsens Malnutrition Burden. https://allafrica.com/stories/202005280360.html (letzter Zugriff: 13.02.2021).
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