Rebecca Lolosoli zu Gast in Mannheim
am Mittwoch den 13.06.2012 wird die Kenianerin Rebecca Lolosoli, auch bekannt als „Mama Mutig“, Gründerin des Frauendorfes Umoja in Mannheim zu Gast sein. Gemeinsam mit Wolfgang Katzmarek (SPD) und Plan International Mannheim lädt Nyota e.V. ein zu einer Filmvorführung und Lesung mit anschliessender Diskussion: Starke Frauen braucht die Welt: Mama Mutig
In dieser Lesung erklärt die Kenianerin und Menschenrechtsaktivistin Rebecca Lolosoli, wie sie es schaffte das erste Frauendorf Afrikas im Norden Kenias zu gründen. Mittlerweile treibt sie als „Mama Mutig“ die Entwicklung der gesamten Region vor. RebeccaLolosoli berichtet über ihr Leben und ihre Arbeit im Einsatz gegen Gewalt, Armut und Ungerechtigkeit.
Wir freuen uns auf die Gelegenheit den kenianischen Gast in Mannheim begrüßen zu dürfen und hoffen auf zahlreiches Erscheinen. Eine kurze Vorstellung von Nyota e.V. und der Projektarbeit in Kenia folgt im Anschluß an die Diskussion.
13. Juni 2012
18.00 – 20.00 Uh
Maruba (Nebenzimmer)
Feudenheimer Str. 2
68167 Mannheim
Eintritt frei
Ein Film der Co-Autorin und Filmemacherin Birgit Virnich zeigt den Umgang der Frauen miteinander, die täglichen Besprechungen, die Frauen beim Perlenfädeln und beim Festmahl einer Ziege, normalerweise das Privileg der Männer. Mit Auszügen aus dem Buch „Mama Mutig – Wie ich das erste Frauendorf Afrikas gründete“ erläutert Rebecca Lolosoli den Kampf der Frauen für ihr eigenes Dorf. Rebecca Lolosoli, die Ende des Jahres in die Politik gehen wird, ist ein Beispiel für die tragende Rolle von Frauen in der Entwicklungszusammenarbeit und dafür, dass Frauen auch und gerade aus schwierigen persönlichen Situationen eine Erfolgsgeschichte machen können.
Das Frauendorf Umoja ist mittlerweile zum Mittelpunkt eines großen regionalen Netzwerks geworden ist. In der ganzen Region gibt es Frauen, die dem Vorbild des Frauendorfs Umoja folgen und Rebecca Lolosoli bei den anstehenden Regionalwahlen unterstützen werden. Woher hat Rebecca Lolosoli, den Mut genommen, sich wieder aufzurichten? Was hat ihr die Kraft gegeben, ihre gewaltiges Projekt mit ihren sehr bescheidenen Mitteln anzugehen?
Frauen als Katalysatoren für wirtschaftliche Entwicklung – darüber diskutieren wir mit dem Publikum. Warum sind Schutzräume wie ein Frauendorf oder ein Frauenhaus so wichtig? Lernen die Frauen dort, sich selbst zu helfen? Kann man lernen, sich selbst aufzurichten? Wie wichtig ist das Gemeinschaftserlebnis für Frauen, die Gewalt erlebt haben?
Rebecca Lolosoli und Birgit Virnich, Buchautorin, Korrespondentin des WDR, Trägerin des „Lorenzo-Natali-Preis“ der Europäischen Kommission für hervorragende journalistische Leistungen
Ausschnitt aus der Fernehdokumentation des des Südwest Verlages:
Die Geschichte des Frauendorfes Umoja in Kürze
Die Frauen und Kinder in Umoja haben viel durchgemacht. Für die Samburu Frauen und Kinder, die vor der Gewalt ihrer Männer und Väter fliehen, ist das Dorf, oft die einzige die Rettung. In diesem ersten Dorf Afrikas, in dem Frauen das sagen haben, finden Frauen mit ihren Kindern Zuflucht, die von ihren Männern verstoßen wurden, sowie junge Mädchen, die zwangsverheiratet oder beschnitten werden sollen. Manche Frauen sind auch von britischen Soldaten vergewaltigt und daraufhin von ihren Männern und Familien verstoßen worden. Ihre „Mischlingskinder“ sind in der traditionellen Samburu Gesellschaft einem Spiessroutenlauf ausgesetzt. Das Dorf liegt 5 Autostunden nördlich von Nairobi im Norden Kenias und wurde im Jahr 1990 von der mittlerweile 50-jährigen Rebecca Lolosoli zusammen mit 16 Samburu Frauen gegründet. Die Frauen haben auf dem Gelände eine Schule
errichtet, in der vor allem auch junge Mädchen, die Chance bekommen, Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen. Ihren Kindern, auch den Jungen, bringen die Frauen bei, ihnen mit Respekt zu begegnen, den Müll auf zusammeln und das Dorf sauber zu halten.
Dorfchefin, Rebecca Lolosoli ist daran gelegen, den Kindern ein starkes Umweltbewusstsein zu vermitteln. Ausserdem bringt sie ihnen die Grundregeln des Ökotourismus bei, den die Frauen in der Region eingefu?hrt haben. Der Strom im Dorf, auch der in der Schule wird mit einer Solaranlage produziert. Mit den Touristen, die in kleinen Hu?tten wohnen, unternehmen die Frauen sogenannte „nature-walks“, Spaziergänge durch die Landschaft, auf denen sie ihnen die Heilwirkung der Pflanzen erklären. Dieses Wissen um die Heilkräfte der Pflanzen vermitteln sie auch ihren Kindern, so dass dieses schon von Kindesbein an die Heilkunde als einen Teil der Nomadenkultur der Samburus verstehen.
Das Dorf ist Stück für Stück gewachsen. Die Frauen haben neben der Schule, auch einen Kindergarten gebaut, in der die Kinder spielen können, während ihre Mütter tagsüber am Ortseingang Schmuck herstellen und dann an Touristen verkaufen. Die
Frauen haben das trockene Stu?ck Land in ein kleines Paradies verwandelt und einen Camping Platz gebaut, der Touristen aus aller Welt anzieht. Davon leben sie. Selbstbewusst nehmen sie sich Rechte heraus, die früher nur Männern zustanden. Immer wieder kommt es deswegen zu Anfeindungen und Übergriffen auf das Dorf. Bis heute streiten die Frauen um das Land, das Rebeccas geschiedener Ehemann als Familienbesitz für sich reklamiert. Mit der Unterstützung einer jungen Anwältin kämpft Rebecca vor dem obersten kenianischen Gerichtshof um das Recht Land zu besitzen.
Umoja ist nicht nur Zufluchtsort, sondern auch eine kleine Oase in der Einöde der vertrockneten Savanne unweit vom Samburu National Park, einem der schönsten Tierschutzgebiete Kenias. Zunehmend kehren Touristen auf der Durchreise zum National Park bei den Samburu Frauen ein, lassen sich dort die Kultur der Samburus erklären und kaufen Schmuck. Andere übernachten auf dem Camping Platz , den die Frauen zusammen mit einem kleinen Restaurant auf ihrem Land am Flussufer gebaut haben. Rebecca wird auf Internationale Menschenrechts-Konferenzen eingeladen und wirbt für Umoja. In Workshops lernen die Frauen, dass sie Rechte haben und die Beschneidung von Frauen international geächtet wird.
Der Bau eines Brunnens würde die Situation der Frauen und Kinder erheblich verbessern, ihre Unabhängigkeit fördern und letztlich auch die Milleniumsziele in der Region voranbringen. Eine verbesserte Trinkwasserversorgung in Umoja würde den Lebensunterhalt der Frauen und Kinder sichern, sowie die politische und wirtschaftliche Stabilität nachhaltig fördern. Sie würde die Frauen in die Lage versetzen, die Schulausbildung der Kinder sicherzustellen und eine junge gebildete Generation von Mädchen und Jungen hervorzubringen. Im Augenblick holen sie ihr Wasser im nahe gelegenen Uwaso Fluss, dessen Flussbett
während der jüngsten Dürre weitest gehend ausgetrocknet war. Ein Brunnen würde die Frauen unabhängig machen, ihre Wasserversorgung in dieser klimatisch labilen Region auch während der immer kürzer werdenden Dürrezyklen sicherstellen und dafür sorgen, dass Frauen und Kinder nicht mehr wie bisher dem Klimawandel ausgeliefert sind und den Hunger bekämpfen.
Umsetzung
Für den Bau des Brunnen, könnte man kenianische Brunnenbauer engagieren. Ein Wasserexperte müsste den besten Standort suchen. Nach den Erfahrungen, die Rebecca Lolosoli beim Bau der Schule und der Anbringung einer Solaranlage als
Bauherrin gemacht hat, dürfte es für sie möglich sein, die Bauarbeiten eigenständig mit Hilfe der Frauen zu überwachen.
Link zur Website derUmoja Womens Group: www.umojawomen.org